Es gibt Momente, da sitze ich in Meetings, höre Diskussionen oder lese Beiträge, in denen mit beeindruckender Sicherheit Meinungen vertreten werden. Jeder scheint genau zu wissen, was richtig ist, wohin der Weg führt und welche Entscheidungen getroffen werden müssen. Früher habe ich versucht, da mitzuhalten – mit eigenen Thesen, schnellen Antworten und klaren Standpunkten.
Doch immer öfter ertappe ich mich dabei, dass ich innerlich denke: Ich weiß es nicht.
Lange empfand ich diesen Gedanken als Schwäche. Als Zeichen von Unwissenheit oder mangelnder Vorbereitung. Heute sehe ich das anders.
Die Kraft des Nichtwissens
„Ich weiß es nicht“ ist für mich zu einem Schlüssel geworden – zu echtem Lernen, zu tieferem Verständnis und zu authentischer Kommunikation.
Denn dieser Satz öffnet Räume:
- Für neue Perspektiven, die ich vorher nicht bedacht habe.
- Für Fragen, die weiterführen, statt vorschnelle Antworten zu geben.
- Für Gespräche, die auf Ehrlichkeit und Offenheit basieren.
In einer Welt, die oft von Schnelligkeit und Effizienz geprägt ist, empfinde ich das bewusste Eingeständnis des Nichtwissens als befreiend.
Ein Perspektivwechsel
Früher dachte ich, dass ich immer eine Antwort parat haben muss, besonders im beruflichen Kontext. Heute merke ich, dass echte Stärke darin liegt, auch mal zu sagen: Ich weiß es nicht.
Dieser Satz ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Mut. Mut, sich selbst und anderen gegenüber ehrlich zu sein. Mut, den eigenen Horizont zu erweitern und Neues zuzulassen.
Mein Impuls für dich
Beim nächsten Gespräch, in dem du unsicher bist oder keine klare Antwort hast, probiere es doch mal aus:
Sag bewusst: Ich weiß es nicht.
Beobachte, was passiert – in dir und bei deinem Gegenüber.
Vielleicht entsteht genau daraus ein echter, tieferer Dialog.
Eine andere Sichtweise zu Schwächen und Stärken vom 22. April 2025 – von Ulrich Kern, Unternehmer & Business Coach. Mehr auf ulrichkern.de.